2016 war ein Jahr, das erneut gezeigt hat, dass alle in unserer Projektregion bereits begonnenen Massnahmen zum Tigerschutz zum Erfolg führen!
Die im April dieses Jahres veröffentlichten, aktualisierten Tigerzahlen zeigen, dass die Zahl der wild lebenden Tiger weltweit von 3.200 Tieren im Jahr 2010 auf heute 3.890 gestiegen ist. Auch in unserem Projektgebiet, der Dawna-Tenasserim Landschaft, konnte in diesem Jahr der Höchststand der Tigerpopulation seit Beginn der Monitoring-Aktivitäten festgestellt werden. 10 erwachsene Tiere und 5 Jungtiere wurden durch Kamerafallenauswertungen festgehalten. Bei einem der Tiere handelt es sich um eine Tigerin, die bereits 2012 mit 2 Jungtieren mit Hilfe einer Kamerafalle fotografiert wurde und in 2016 erneut mit 3 Jungtieren aufgezeichnet werden konnte. Neben dieser positiven Entwicklung konnten auch 40 weitere wildlebende Tierarten mittels Kamerafallen nachgewiesen werden. Darunter waren unter anderem Elephanten, Tapire und Rothunde, die ebenso wie der Tiger auf der roten Liste gefährdeter Tierarten des IUCN stehen, sowie zahlreiche Beutetiere der Tiger, wie etwa Sambarhirsch, Muntjak und Gaur.
Tiger im Mae Wong Nationalpark. Alle Aufnahmen wurden mittels Kamerafallen aufgenommen. (© DNP & WWF Thailand)
Die kontinuierliche Überwachung der Gebiete durch gut ausgebildete Wildhüter vor Ort und ein lückenlos aufgebautes Monitoring der Tiger- und Beutetierbestände durch Kamerafallen zeigen also deutliche Erfolge und müssen auch weiterhin umgesetzt werden. Nur so ist es möglich, Wilderei zu verhindern und ein Wachstum der Tigerpopulation in diesem Gebiet zu gewährleisten.
In 2016 waren dazu in den beiden Nationalparks mehr als 80 Ranger im Schnitt an bis zu 26 Tagen pro Monat unterwegs. Das Auffinden und die Zerstörung illegaler Camps, die Beschlagnahmung von Waffen und weiterer Wilderer-Ausrüstung und die Festnahme verdächtiger Personen stellte auch in diesem Jahr eine Hauptaufgabe für die Ranger dar – allesamt große Bedrohungen für die Tiger.
Um den Einsatz der Wildhüter noch effizienter zu gestalten wurden im ersten Halbjahr 2016 mehrere Ausbildungscamps gemeinsam mit Vertretern der Grenzpolizei durchgeführt. Das Training wurde von insgesamt 85 Wildhütern absolviert und umfasste fortgeschrittene Techniken zur Durchführung von Patrouillengängen, zum Aufspüren und der Festnahme Verdächtiger, dem richtigen Umgang mit Waffen und einer Geländeausbildung.
Smart Patrol Training 2016: Wildhüter im Ausbildungscamp (© DNP & WWF Thailand)
Neben dem Einsatz erfahrener Wildhüter ist auch die regelmäßige Fort- und Weiterbildung der lokalen Bevölkerung in Sachen Tigerschutz von größter Wichtigkeit, da ein erfolgreiches Tigerschutzprogramm nur mit deren Unterstützung möglich ist. Im ersten Halbjahr 2016 wurden daher mehrere an die Nationalparks angrenzende Schulen und Dörfer besucht, um den dort lebenden Menschen die Bedeutung der Nationalparks und der dort lebenden Wildtiere zu vermitteln. Unter dem Motto „No Hunt, No Buy, and No Consume of Wildlife Meat“ besuchten 830 Dorfbewohner und Schüler die Vorträge und Aktivitäten.
Aufklärungsarbeit in den Dörfern (© DNP & WWF Thailand)
Tigerschutz-Kampagnen in Schulen (© DNP & WWF Thailand)
Darüber hinaus fand ein „Tiger Youth Camp“ mit 63 Studenten aus 13 Schulen statt, in dem sich die Studenten Wissen zu Umwelt und wildlebenden Tieren sowie der Bedeutung von Artenschutz aneignen konnten. Wir hoffen, dass die wichtige Botschaft des Natur- und Artenschutzes von vielen der Teilnehmer an Freunde, Familien und Kollegen weitergegeben wird.
Eine überaus positive Entwicklung in thailändischen Schulen ist auch die neue Vorgabe „Study Less – Learn More“ der Regierung an Lehrer. Sie besagt, dass die Studienzeit der Schüler in den Schulen zu senken ist und anstelle dessen Aktivitäten mit den Schülern ausserhalb des Klassenzimmers durchgeführt werden sollen, um ihnen auch auf diesem Weg wichtiges Wissen zu vermitteln. Dies ist eine gute Gelegenheit, gemeinsam mit den Lehrern Aktivitäten für die Schüler rund um das Thema „Umwelt- und Artenschutz“ zu entwickeln. Gemeinsam mit Lehrern aus 28 Schulen fand dazu ein 3-tägiger Workshop statt, in dem den Lehrern wichtige Informationen zu aktuellen Bedrohungen für Tiger und ihren Lebensraum und den wirksamsten Tigerschutzmethoden vermittelt wurden. Mit diesem Wissen ausgestattet werden die Lehrer nun gemeinsam mit ihren Schülern konkrete Projekte entwickeln, um einen Beitrag zum Schutz bedrohter Tierarten und der Wiederherstellung ihrer Lebensräume zu leisten. Derartige Projekte sind nicht nur für die Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung von großer Bedeutung sondern bilden insbesondere in Bezug auf die Zukunft des Tigerschutzes ein wichtiges und stabiles Fundament.
Ein letzter wesentlicher Schritt für die erfolgreiche Umsetzung des Tigerschutzprogramms in diesem Jahr war, das aktuelle Programm über die Grenzen Thailands nach Myanmar auszuweiten. Um genügend Beutetiere zu finden und sich fortpflanzen zu können, müssen Tiger gefahrlos wandern und auch über die thailändischen Grenzen hinweg in Myanmar neuen Lebensraum besiedeln können. Ein großes Ziel ist daher, Schutzgebiete in Thailand mit Nationalparks auf myanmarischer Seite zu verbinden, um die Bewegungsfreiheit des Tigers zu erhalten. Auch das erfolgreiche Rangerprogramm, sowie die Zusammenarbeit mit der Regierung und lokalen Gemeinden müssen in Myanmar umgesetzt werden. Dazu kommt die Notwendigkeit von verbesserten Grenzkontrollen durch gut ausgebildete Zollbeamte und den Einsatz von Artenschutzspürhunden, um den Handel mit Tigerprodukten durch Myanmar nach China zu stoppen.
Sichergestellte Schmuggelware: ein Tigerskelett (© DNP & WWF Thailand)
Für unsere weitere Arbeit bedeutet dies, dass sich der bisher auf Thailand gerichtete Fokus der Tigerschutzarbeit nach Myanmar ausweiten wird. Mit Hilfe zahlreicher Unterstützer und Tigerfreunde konnten wir dieses Jahr mit der A World for Tigers Foundation die benötigten Gelder zur Verfügung stellen, um gemeinsam mit dem WWF eine erste Rangerstation in Myanmar zu bauen, die es den Wildhütern vor Ort ermöglichen wird, regelmässige Patrouillen zum Schutz der Tiger durchzuführen. Der Bau dieser Station stellt einen wichtigen ersten Schritt dar, um das Tigerschutzprogramm in Myanmar Schritt für Schritt nach dem gut funktionierenden thailändischen Vorbild umzusetzen.
Das Jahr 2017 wartet mit vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen auf uns. Wir freuen uns, wieder gemeinsam mit dem WWF mit vollem Engagement und mit der Hilfe vieler wundervoller Menschen unseren eingeschlagenen Weg unbeirrt weiterzugehen und unserem Ziel, die Zukunft der Tiger zu sichern, ein Stück näher zu kommen!
Für Eure Unterstützung und Treue möchten wir uns an dieser Stelle von ganzem Herzen – auch im Namen des Indochinesischen Tigers – bedanken!